Eine sinnvolle Nutzung der Wilhelmsburg liegt uns sehr am Herzen. Wir begrüßen daher die diesbezügliche geschlossene Initiative des Gemeinderats und die Bemühungen der Stadtverwaltung ausdrücklich.

Wir warnen jedoch aus sachlichen Gründen eindringlich und erneut vor der Umsetzung des derzeit wieder ins Gespräch gebrachten Plans für die Erschließung der Burg. Er wird, ohne nennenswerte Vorteile zu bringen, zu erheblichen Nachteilen führen. 

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Der Plan sieht vor, trotz bestehendem Denkmalschutz durch das vollständig erhaltene Festungswerk "Anschlusslinie XVII" in Längsrichtung eine 10 Meter breite und 300 Meter lange Straße zu trassieren. Einschließlich der seitlich nötigen Böschungen würde die dort vorhandene Festungsarchitektur auf 8.000 Quadratmetern zerstört - der größte Eingriff in die Bundesfestung seit 40 Jahren. Da das Festungswerk an dieser Stelle vor allem aus begrünten Wallformen besteht, geht es nebenbei auch um 8.000 Quadratmeter Grünbestand. Weiter bestehen erhebliche bautechnische Schwierigkeiten in dem geneigten Wallgelände, so dass die Straße aufwändig und teuer gegründet werden müsste. Andernfalls würde sie mitsamt der unmittelbar angrenzenden Escarpenmauer in den Graben rutschen, wie die dokumentierten Schwierigkeiten beim Bau der Mauer erwarten lassen. Schließlich gäbe man mit der Straße auch die Möglichkeit auf, die monumentale Nordseite der Burg durch eine Spazierwegespange im Graben in den Naherholungsbereich und Glacispark am Michelsberg einzubinden.

Wir können diese Lösung aus denkmalpflegerischer Hinsicht und in Sorge über die zahlreichen Nebenwirkungen auf keinen Fall gutheißen. Zwingende Gründe für die Umsetzung genau dieser Lösung können wir nicht erkennen.

Zum einen gibt es durchaus Alternativen, die mit weniger Zerstörung von Festungsbausubstanz und Grün auskommen, keine Chancen verbauen und billiger sind. Der Förderkreis Bundesfestung Ulm arbeitet derzeit eine dieser Alternativen genauer aus. 

Zum anderen ist nicht klar, welche Vorteile die jetzt ins Gespräch gebrachte Lösung gegenüber dem Status quo haben soll. Eine temporäre öffentliche Bespielung der Burg kann weiterhin geleistet werden wie gekonnt vom Ulmer Theater vorgeführt. Eine dauerhafte, vielfältige und vor allem intensivere Nutzung hingegen lässt sich auch mit der geplanten Straße nicht bewerkstelligen. Sie wäre nur ein weiterer Logistik-Zugang mit Hinterhof-Charakter. Als öffentlicher Eingang wäre sie jedoch viel zu beengt und ohne jegliche Gestaltungsmöglichkeit. Nicht zuletzt könnte von dort eine spätere Anbindung einer möglichen Tiefgarage unter dem Innenhof nur sehr schlecht erfolgen.

Diese Probleme waren möglicherweise bisher zu wenig bewusst, ebenso erschienen die Alternativen vielleicht mangels genauer Ortskenntnis zu wenig offensichtlich.

Wir haben daher Gemeinderat und Verwaltung gebeten, sich nochmals ergebnisoffen mit der Frage zu beschäftigen, wie die Erschließung der Burg sinnvoll möglich ist. Die Burg hat mehr als drei Jahrzehnte auf diese Chance gewartet. Jetzt darf nicht vorschnell eine zergliedernde, teure und begrenzt nützliche Lösung gewählt werden. Es ist der Mut gefragt, sich für eine nachhaltige Variante einzusetzen, die die Burg tatsächlich zu einem überregional beachteten Ort aufwertet.

Vorbild kann hierfür vielleicht die Festungsstadt Koblenz sein, der es gelingt, die Monumentalität der Feste Ehrenbreitstein den vielen Tausend Besuchern durch geschickte Erschließung bestens vor Augen zu führen.

Der Förderkreis Bundesfestung Ulm e.V. hat die Gemeinderatsmitglieder aller Fraktionen daher zu einer Informationsveranstaltung vor Ort eingeladen. Dabei wollen wir ein alternatives Erschließungskonzept vorstellen, das zahlreiche Vorteile aufweist.