Als am 18. Oktober 2009 die erneute Grundsteinlegung bei der Caponniere 4 erfolgte, sagte OB Noerenberg "... das man sich der Bedeutung der Bundesfestung bewusst sei …. und mit ihr in Zukunft sorgsamer umgehen würde.“
Leider mussten wir feststellen, dass das nicht der Fall war. Von den zahlreichen Freilegungen, die wir gar nicht publik machten, wurde nicht ein einziges Mauerensemble erhalten. In den meisten Fällen wurde sogar alles herausgerissen und vernichtet. So hat man auch kommenden Generationen die Möglichkeit genommen mit den Bauwerken anders umzugehen.

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Hier die Chronologie:

September 2009:
Die Bastion 3 wird auf dem Gelände der ehemaligen Feuerwache freigelegt. Der fehlende Eckpunkt der Neu-Ulmer Umwallung hätte wieder sichtbar werden können.

Dezember 2010:
Bei Aushubarbeiten für die Wohnbebauung „An der Caponniere“ wurden ca. 100m Escarpenmauer entdeckt und „über Nacht“ abgebrochen.

Januar 2012:
Der Öffentlichkeit wurden die Pläne vorgestellt, wie die Proviantamt-Magazine (Lebkuchen Weiss) in ein Wohnbauprojekt eingebettet werden sollen. Schon davor ließen die Pläne / Ansichten nicht wirklich einen echten Denkmalschutz erkennen. Ergebnis: Die Dächer wurden abgenommen, die Fenster herausgebrochen, die imposanten Räume durch Wände zerstückelt und die Gewölbe für die Stützpfeiler der „Haus auf Haus Konstruktion“ x-Mal durchbohrt.
Die einmaligen und letzten zivil aussehenden Festungsgebäude sind faktisch zerstört!

2013
Der komplett erhaltene Wachraum von 1914 auf dem Gelände der ehem. Nelson Kaserne wurde zerstört – heute steht eine Halle auf dem Platz.

März / April 2014
Bereits im Oktober 2012 wurden um das Eisenbahnblockhaus (Reuttierstr.) die Grabenmauern sondiert und im März 2014 teilweise freigelegt. Der tadellose Zustand und der einmalige Fund der Brückenlager für die ehem. mobile Holzbrücke, waren anscheinend keine Erhaltung oder mögliche Einbindung in das Freigelände wert und wurden im April zerstört.

März / April 2014
Weitere 150m Escarpenmauer wurden im Rahmen der Wohnbebauung Glacispark II ausgegraben und sofort zerstört.

Juli 2014
Ebenfalls auf dem Gelände Glacispark II kamen die Reste des Pulvermagazins ans Tageslicht und wurden eine Woche später entfernt.

Oktober 2014
Von der 3-gleisigen Eisenbahndurchfahrt wurden das äußere Widerlager sowie einer der Brückenpfeiler freigelegt. Beides in einem hervorragenden Zustand.
Info: Das historische Bild wurde vom ca. 7m hohen Wall in Blickrichtung Osten aufgenommen. Das darauf folgende Foto wurde in etwa vom gleichen Stadtort gemacht - nur eben 7m tiefer.

 

In Richtung Glacis-Galerie werden in den kommenden Monaten weitere Häuser gebaut. Auf der Fläche befindet sich die Eisenbahndurchfahrt, mit dem stadtseitigen Widerlager, sowie ca. 70m Escarpenmauer in nord-süd Richtung.
(siehe Bild des Modells)
Nur eine komplette Freilegung würde den Zusammenhang erkennen lassen und
wir könnten bei einer Führung die Details erklären - wie hier geschehen.

 

Bei allen Vorfällen hatten wir rechtzeitig, noch bevor konkrete Baupläne vorlagen, auf die Anlagen hingewiesen und konstruktive Vorschläge präsentiert.
Nicht jeder Stein kann erhalten werden, dass wissen auch wir und wollen keine Stadtentwicklung verhindern, aber die Bastion 3, die Proviantamt-Magazine, der Wachraum und die Anlage beim Eisenbahnblockhaus hätten zwingend erhalten werden müssen.