Seit ca. 2 Wochen wird die freigelegte Escarpenmauer mit den Eisenbahndurchfahrten im Auftrag des bayerischen Landesamt für Denkmalpflege durch eine Fachfirma dokumentiert und exakt vermessen. Eine Reinigung des Bauwerks war nicht vorgesehen und wurde daher von uns angeboten.
Nach der Genehmigung durch den Bauherren rückten heute sieben Mitglieder an, um bei -5 Grad Celsius mit drei Hochdruckreinigern und diversem Handwerkzeug zahlreiche einmalige Details freizulegen – bei der Witterung eine extrem kräftezehrenden Aktion, weil die Arbeiten nicht unterbrochen werden konnten:
Das Einfrieren der Maschinen und Wasserzuleitungen wäre die Folge gewesen und so wurde von 8:30 – 15:00 Uhr durchgearbeitet!
Der für einen Außenstehenden unverständlich erscheinende Einsatz war notwendig, da schon Mitte der kommenden Woche mit dem Abriss begonnen wird und wir den Fund nur in einem sauberen Zustand genauer erforschen und dokumentieren können. Hierbei stellte sich schon jetzt heraus, dass der Bereich mit den vorhandenen Plänen nicht genau überein stimmt und diese Aktion schon aus diesem Grund nicht vergebens war.
Interessant sind die verschiedenen Bauepochen der Eisenbahndurchfahrten: Die ursprünglich durchgängig gemauerte Escarpenmauer wurde 1852/53 zum Einbau einer Tunneldurchfahrt der eingleisigen Durchfahrt aufgebrochen. In den Jahren 1873-75 wurden dann südlich des ersten Gleises zwei weitere eingebaut – die Tunneldurchfahrt wurde durch ein neues Bauwerk ersetzt und der Bereich an der Mauerkante zum Graben hin mit Torpfeilern und Eisentoren ergänzt (siehe Buch „Die Bundesfestung Ulm“ (S.269 ff) von M. Burger).
Die Reste der seitlich gelegenen Kasemattblöcke sind zu sehr gut zu erkennen und geben vereinzelt Rätsel auf.
Intensivere Forschungen vor Ort sind aufgrund des enormen Zeitdruckes nicht möglich. In den kommenden Monaten werden die Ergebnisse ausge- und bewertet.