Das unter der Bezeichnung Kriegsspital bekannte Bauwerk an der Turm- / Hermann-Köhl-Str., welches von 1850 – 1854 gebaut wurde, wird seit April 2021 sehr umfangreich und (kosten-) aufwändig saniert.

Als im April 2018 bekannt wurde, dass der Eigentümer des Gebäudes den Dachstuhl entfernen wird, um auf das 2-stöckige Gebäude, ähnlich wie zwischen 1894 – 1945, wieder 2 Stockwerke aufsetzen zu wollen, waren wir vom Förderkreis wahrlich nicht erfreut.

Dies hatte mehrere Gründe, die in der Folge öffentlich dargestellt und diskutiert wurden. In Gesprächen mit der Neu-Ulmer Stadtverwaltung und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, versuchten wir damals unsere Bedenken und Sorgen darzustellen.Diese basierten auf die vorangegangenen Umbaumaßnahmen der Proviant-Magazine (zuletzt „Lebkuchen Weiss“), bei denen massive Zerstörungen, innen wie außen, zu einer Verunstaltung und nicht denkmalgerechtem Umbau erfolgten. (Berichte hierzu finden Sie auf der Homepage)

Wie so oft, gibt es immer mindestens 2, wenn nicht sogar noch mehr, Ansichten. Ein offenerer Dialog wäre hier wünschenswert und sinnvoll gewesen.
Zwischenzeitlich hat sich hier aber durch technisch bedingte Umplanungen an entscheidenden Punkten vieles zum Besseren gewendet. Vor allem bewahrheitete sich unsere Befürchtung nicht, dass es wie bei den Proviantmagazinen zu erheblichen substanziellen Zerstörungen kommen werde. Vielmehr sind wir beeindruckt, mit welcher planerischen und handwerklichen Sorgfalt hier vorgegangen wird!

Auf Einladung des Eigentümers konnten wir uns bereits mehrfach auf der Baustelle umsehen, und bekamen einen Eindruck von den enormen Anstrengungen, die derzeit für eine denkmalgerechte Sanierung unternommen werden, überzeugen: Die Ziegelsteinfassade wird von einer Fachfirma mit extra dafür hergestellten Ziegelsteinen ausgebessert. Unschöne, rechteckige Kunststofffenster werden durch hochwertige Holzfenster ersetzt, die den Rundbögen angepasst sind. Ausgebrochene Fenster oder Fassadenteile werden rekonstruiert und fehlende Fenstersimse eingesetzt. Störende Einbauten, wie z. B. ein Lastenaufzug oder Zwischendecken, werden entfernt. Zugemauerte Schießscharten werden geöffnet. Der original Eichenfußboden wird, wo es nötig ist, ausgebessert und veredelt. Ein bisher zugemauertes Treppenhaus wurde geöffnet und erhält wieder seine Funktion.

Mit eine der schwierigsten Arbeiten sind aber wohl die behutsame Verlegung der Wasser, Abwasser, Strom- und weiteren Versorgungsleitungen. Anders als in den oben genannten Proviant-Magazinen, bei denen ohne Rücksicht auf die geschützte Gebäudestruktur überall Gewölbe-Durchbrüche erfolgten, wird hier sehr behutsam gearbeitet. Über einen (!) zentralen Versorgungsschacht werden die Hauptleitungen vom Keller in die bestehenden sowie zukünftigen Geschosse geführt! Eine großartige Lösung.
Im Außenbereich hat sich das Erscheinungsbild ebenfalls zum Positiven verändert: An den Flanken wurden Stützmauern errichtet und die Erde bis an das „Fundament“ auf einer Breite von ca. 1,5m ausgehoben. Die ursprünglich geplante Tiefgarage wird / wurde nicht gebaut. Stattdessen wurde das Gelände entlang der Front (= „parallel“ zur Turmstr.) mit einer sanften Böschung versehen – dieser Fassadenabschnitt erstrahlt nun in seiner ursprünglichen Höhe und verleiht dem Bauwerk eine mächtige Erscheinung. Eine gute Entscheidung!
Beide Maßnahmen ermöglichen nun ein Austrocknen der bis dato zugeschüttete Fassade und der Kellergewölbe.

Alles in allem sind wir mit den bereits durchgeführten und geplanten Maßnahmen sehr zufrieden, und sehen hier einen echten und vorbildlichen Denkmalschutz. Nach wie vor, und das dürfen wir hier sagen, denken wir noch immer, dass das Gebäude nicht unbedingt um die 2 weiteren Stockwerke „wachsen“ müsste. Aktuelle Planungsansichten stimmen uns aber zuversichtlich, dass es nach Fertigstellung zu einem harmonischen Gesamtbauwerk wird, welches beide historischen Bauepochen entsprechend darstellen wird.

In diesem Zusammenhang wird es erforderlich sein, dass die Neu-Ulmer Stadtverwaltung, wie einst von OB Noerenberg i.R. in Aussicht gestellt, zumindest den näheren Bereich gegenüber dem Spitale aufwertet. Das als Reduit errichtete Bauwerk steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der völlig zugewachsenen und verwilderten Bastion 5. Der Eingang im Bereich der Turmstr., von dem 3 Gewölbe mit rund 15m fehlen, befindet sich in einem trostlosen sowie schäbigen Zustand und wird dem Kriegsspital nicht gerecht, wenn es bald in neuer Pracht erstrahlt!

Die Aussenfassade - Verfugungen, neue Fenster und Simse werten das Gebäude auf. Die nun erkennbare Front ist, durch das Ausheben der Erde,  beeindruckend!

 

Im Gebäude wurden störende, nicht originale Einbauen entfernt, das Kalkstein-Mauerwerk vom Putz befreit und Versorgungsleitungen verlegt.



Ein freigeletes Treppenhaus und zentrale (!) Durchführung der Versorgungsleitungen (durch anklicken = richtige Darstellung)